Das Sprachmischungsverhalten kosovarischer Migrant*innen in Deutschland

Blerina Kelmendi | Ludwig-Maximilians-Universität München

Bereits zu Beginn der 1990er Jahre, stellte die albanische Sprachgemeinschaft, im Vergleich zu anderen Migrantengruppen, eine vergleichsweise große Gruppe in Deutschland dar. Dahingehend wurden die Sprache sowie das sprachliche Verhalten dieser Gemeinschaft bis heute jedoch nur geringfügig erforscht. Die Entstehung der albanischen Sprachgemeinschaft, lässt sich auf mehrere, distinktive, teils politisch-, teils ökonomisch bedingte Migrationswellen zurückführen. Dadurch wuchs die Sprachgemeinschaft konstant an, wobei sie mittlerweile auch durch die, in Deutschland geborene, Kinder der Migranten, über die Generationen hinweg, weitergetragen wird. Der Zeitpunkt und die Motive der Auswanderung aus dem Kosovo oder eben auch das Ausbleiben einer derartigen Migrationserfahrung bei den Angehörigen der zweiten und dritten Generation, spiegeln sich auch im sprachlichen Verhalten dieser Migrantengruppe wieder. Mein Vortrag soll diesbezüglich darlegen, wie Herkunftssprecher des Albanischen in ihrem Alltag tatsächlich miteinander kommunizieren und wie dies durch ihre Migrationserfahrung beeinflusst wird. Hierfür sind besonders das Sprachverhalten zwischen den einzelnen Generationen und die Sprachwechselprozesse von Interesse, da sich mehrsprachige Sprecher bei einer Konversation, nicht nur auf eine Sprache beschränken, sondern in der Regel auf ihr gesamtes sprachliches Repertoire zurückgreifen. Für die Beantwortung dieser Frage nach dem wie und warum albanischsprachige Migranten so kommunizieren wie sie es in der Realität tun, muss ein interdisziplinärer Ansatz für die Elaboration herangezogen werden. Zum einen werden spontansprachliche, natürliche Sprachdaten aus albanisch-deutsch bilingualen Familien, nach dem Grad der Mischungsprozesse analysiert. Dazu werden die unterschiedlichen Typen und Funktionen von Code-Switching analysiert und festgestellt, in welchen Gesprächskonstellationen welche Mischungsprozesse auftreten. Es ist zu erwarten, dass sich je nach Gesprächskonstellationen, sowie -situation auch der Sprachmodus und somit das Sprachmischverhalten, also die Anzahl und Dichte von Sprachkontaktphänomenen, der beteiligten Personen ändern wird. Zum anderen werden leitfadenbasierte Interviews, die mit allen Familienmitgliedern geführt wurden zur Analyse hinzugezogen. Neben demographischen Daten, die in diesen soziolinguistischen Interviews abgefragt werden, reflektieren und bewerten die Sprecher ihr eigenes Sprach(mischungs)verhalten, ihre Spracheinstellungen und Sprachwahlpräferenzen. Ein historischer Überblick der kosovarischen Migrationsgeschichte soll zusätzlich zu einem besseren Verständnis der Aussagen aus den Leitfadeninterviews führen und ebenfalls als Erklärung des Sprachmischungsverhaltens dienen.

Auswahlbibliographie

Auer, Peter/Eastman, Carol M. (2010): Code-switching. In: Jaspers, Jürgen/Östman, Jan-Ola/Verschueren, Jef (eds.), Society and Language Use. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, 84–112.

Auer, Peter (2014): Language mixing and language fusion: when bilingual talk becomes monolingual. In: Juliane Besters-Dilger; Cynthia Dermarkar; Stefan Pfänder und Achim Rabus: Congruence in Contact-Induced Language Change. Language Families, Typological Resemblance, and Perceived Similarity. Freiburg: De Gruyter, 294-333.

Grosjean, François (2008): Studying Bilinguals. Oxford: Oxford University Press.

Muysken, Pieter (2000): Bilingual speech. A typology of code-mixing. Cambridge, UK/New Yok: Cambridge University Press.

Riehl, Claudia M. (2014). Sprachkontaktforschung. Eine Einführung. 3. Aufl. Tübingen: Narr.

Shain, Yossi: The role of the Diasporas in Conflict Perpetuation or Resolution. In SAIS review 22(2). 2002. S. 115-144.

Skribis, Zlatko: Long distance nationalism, diasporas, homelands and identities. Aldershot; Brookfield USA; Singapore; Sydney 1999.