Pfälzisch in Amerika. Ausgewählte Lexik des Pennsylvaniadeutschen.

Christiane Bayer | Ludwig-Maximilians-Universität München

1683 gründeten erste deutschsprachige Siedler nördlich von Philadelphia die Siedlung Germantown, wohin ab 1685 bereits Kurpfälzer aus Kriegsheim zogen. Ab 1710 kam es zur ersten großen Einwanderungswelle, viele Pfälzer erhofften sich ein besseres Leben in der neuen Welt. Nach einigen Umzügen siedelten sich 1723 etwa 15 Familien westlich von Reading in Berks County in Pennsylvania an. In der Folgezeit nahmen zehntausende die Reise nach Pennsylvania auf sich, so dass zu Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1776 etwa 110.000 der insgesamt 225.000 Einwohner Pennsylvanias deutschsprachig waren. Die Neuankömmlinge fingen an, aus ihren mitgebrachten südwestdeutschen Dialekten, vornehmlich Pfälzisch, Alemannisch, Schweizerdeutsch usw., eine eigene sprachliche Varietät zu formieren, das Pennsylvaniadeutsche. Bis heute sprechen noch über 400.000 Amerikaner die Varietät, die eine starke Ähnlichkeit zum Pfälzischen aufweist.

Im Vortrag wird der Fokus auf die Lexik gelegt. Hierfür werden ältere und neuere pennsylvaniadeutsche Texte herangezogen und analysiert. Pennsylvaniadeutsche Lexeme zeigen nicht selten noch ältere Wortbedeutungen, die zum Teil im Pfälzischen und im Hochdeutschen nicht mehr erhalten sind. Ein Beispiel ist pennsylvaniadeutsch bleed, welches ‘schwach, scheu, schüchtern’ bedeutet und die ältere Bedeutung von hochdeutsch blöd erhält. Hochdeutsch blöd hat seine Bedeutung von ‚schwach‘ zu ‚intellektuell schlecht, minderwertig‘ verschoben (semantische Pejorisierung), oder pennsylvaniadeutsch marickwaddich, welches ‚bemerkenswert‘ bedeutet und die ältere Bedeutung von hochdeutsch merkwürdig erhält. Hochdeutsch merkwürdig hingegen hat seine Bedeutung von ‚bemerkenswert‘ zu ‚negativ bemerkenswert‘ verschoben (semantische Pejorisierung).

Insgesamt soll ein Einblick in die Vielfalt des Pennsylvaniadeutschen Lexikon gegeben werden, was in vielen Fällen geradezu lehrbuchmäßig Sprachwandel- und Sprachkontaktphänomene abbildet.

Literatur:

Hackstein, Olav (2020 Manuskript i.V.): Pennsylvania German gleiche ‘to like’, Standard European German gleichen ‘to resemble’, and English to like. In: Journal of Germanic Linguistics. 

Louden, Mark L. 2016. Pennsylvania Dutch. The Story of an American Language. Baltimore: Johns Hopkins University Press. Werner, Micheal (2021): Hiwwe wie Driwwe. Der Pennsylvania Reiseverführer. Neustadt an der Weinstraße: Agiro Verlag.